Diese Woche habe ich ein Video von sunnydecree gesehen, welches ich zum Anlass nehmen möchte, die Knappheit von Bitcoin für mich und andere nochmals in Form eines Beitrages hier zu dokumentieren.
Oftmals hört man ja, dass die Verteilung von Bitcoin gleich ungerecht sei wie das aktuelle FIAT-System, sprich der Großteil des Vermögens würde bei einigen wenigen liegen. Die Bitcoin-Timechain (besser bekannt als Blockchain 😉) ist in dieser Hinsicht ja erbarmungslos ehrlich, nachdem alle Balances öffentlich dokumentiert und nachvollziehbar sind. Eine dieser Grafiken ist die „Bitcoin Rich List“, welche mit heutigem Stand unten ersichtlich ist:
Aus dieser Darstellung kann entnommen werden, dass 92,88% der Coins von 2,08% der Adressen (Besitzer?) gehalten werden und deshalb obige Annahme offensichtlich bestätigt wird. Allerdings muss bei dieser Annahme immer folgendes bedacht werden:
- Viele große Adressen gehören zu Börsen (Exchanges) und verwahren damit die Coins tausender Nutzer, auch wenn diese einem erheblichen Gegenparteirisiko ausgesetzt sind.
- Viele User welche Selbstverwahrung betreiben, nutzen weit mehr als eine Adresse für ihren Stack und verfälschen damit die Zahl an Nutzern, wenn man Adressen = Nutzer sieht.
Bei knapp 67 Millionen Adressen muss dies auch so sein, da man ansonsten nie auf mehr als 100 Millionen geschätzte Nutzer kommen würde.
In einem Artikel aus dem Frühjahr 2023 von Glassnode stammt die folgende Grafik, bei der die Verteilung der Coins in einem zeitlichen Verlauf seit 2009 dargestellt und analysiert wurde:
Ergebnis: Der Anteil an kleinen Adressen (Schrimp’s halten weniger als 1 BTC) nimmt zunehmend zu, der Anteil an großen Adressen (Whales mit 1k-5k BTC) zunehmend ab. Gut erkennbar ist auch in dieser On-Chain Analyse der signifikante Anteil an Exchanges, welche Bitcoins für Kunden halten.
Oftmals sieht man die sehr einfachen und plakativen Berechnungen, bei denen 8 Milliarden Menschen durch 21 Millionen Bitcoin dividiert werden und ein gleich verteilter Supply pro Kopf von 0,002625 BTC entsteht, die jeder mindestens besitzen sollte. Mit dem Wissen um die aktuell geschätzte Zahl von ca. 110 Millionen Nutzern ergibt sich ein Stack von 0,190909 BTC für einen gerechten Anteil. Ich bin der Meinung, JEDER sollte aktuell zumindest versuchen einen Stack von 1 Mio. Satoshi’s, sprich 0,01 BTC aufzubauen und auch selbst zu verwahren, um sich zumindest für den Fall abzusichern, dass sich Bitcoin doch durchsetzt und wir doch keine vollkommenen Spinner sind. 😉
Ebenso plakativ sind die Annahmen, dass es nur 21 Millionen Menschen mit 1 BTC geben kann oder 84 Millionen Menschen mit 0,25 BTC und man damit bereits zu den Top 1 % der Welt gehören würde. Natürlich sind diese Kalkulationen sehr vereinfacht, dennoch in gewisser Hinsicht auch korrekt und extrem schwer für uns Menschen zu fassen.
All diese Kalkulationen gehen aber von einer statistischen Gleichverteilung aus, was aus Sicht der Wahrscheinlichkeit praktisch unmöglich ist. Das Vermögen der Welt ist jetzt schon nicht gleich verteilt und wird es auch künftig nicht sein. Um das ganze besser greifbar zu machen, stellte sunnydecree deshalb eine andere Formel in seinem Stream auf, welche schon etwas wissenschaftlich plausibler und vor allem realistischer auf die aktuellen Rahmenbedingungen und Gegebenheiten des FIAT Systems anwendbar ist.
Bei dieser Formel wird die aktuelle Anzahl an Adressen (Nutzer) berücksichtigt, welche einen gewünschten Stack bereits (mindestens) halten. Zudem wird ein Vermögensfaktor eingeführt, welcher von Land zu Land unterschiedlich ist und das aktuelle Vermögen pro Kopf berücksichtigt.
Hier einige dieser Faktoren:
- Schweiz: 🇨🇭 8,482
- USA: 🇺🇸 7,051
- Schweden: 🇸🇪 4,651
- UK: 🇬🇧 3,767
- Deutschland: 🇩🇪 3,129
- Österreich: 🇦🇹 3,046
- Italien: 🇮🇹 2,817
Hier die Anzahl der Wallets (Adressen):
1 BTC = 1.019.126 Adressen
0,1 BTC = 4.487.829 Adressen
0,01BTC = 12.352.439 Adressen
Berechnung von Wholecoinern in österreichischen Städten
Wien: (1.019.126/8.000.000.000) * 2.000.000 * 3,046 = 776 Einwohner
Innsbruck: 0,00012739075 * 130.585 * 3,046 = 51 Einwohner
Landeck: 0,00012739075 * 7.579 * 3,046 = 3 Einwohner
Zams: 0,00012739075 * 3.613 * 3,046 = 1,5 Einwohner
Grins: 0,00012739075 * 1.357 * 3,046 = 0,5 Einwohner
Bezirk Landeck: 0,00012739075 * 44.930 * 3,046 = 17,5 Einwohner
Land Tirol: 0,00012739075 * 771.304 * 3,046 = 300 Einwohner
Österreich: 0,00012739075 * 9.100.000 * 3,046 = 3.531 Einwohner
Berechnung von Satoshi Millionären in österreichischen Städten
Wien: (12.352.439/8.000.000.000) * 2.000.000 * 3,046 = 9.406 Einwohner
Innsbruck: 0,00154405487 * 130.585 * 3,046 = 615 Einwohner
Landeck: 0,00154405487 * 7.579 * 3,046 = 36 Einwohner
Zams: 0,00154405487 * 3.613 * 3,046 = 17 Einwohner
Grins: 0,00154405487 * 1.357 * 3,046 = 7 Einwohner
Bezirk Landeck: 0,00154405487 * 44.930 * 3,046 = 212 Einwohner
Land Tirol: 0,00154405487 * 771.304 * 3,046 = 3.628 Einwohner
Österreich: 0,00154405487 * 9.100.000 * 3,046 = 42.800 Einwohner
Wenn man die Ergebnisse der obigen Berechnungen verinnerlicht, wird einem die Knappheit und auch die mögliche Upside der Bitcoin-Wette erst so richtig bewusst. In meiner Heimat wird es nach dieser Berechnung drei Wholecoiner geben. Ich treffe also statistisch gesehen jeden Tag wohl nur Leute, die nichtmal 1 Million Sats bekommen können und gehöre selbst wohl jetzt schon zu den absoluten Babo’s der Stadt. 😅
Fazit: Wenngleich diese Berechnung schon um einiges realistischer ist als die Eingangs behandelten Bitcoin-Verteilungen, beinhalten sie eine Reihe von Annahmen und Vereinfachungen, derer man sich bewusst sein muss. Die Einbeziehung des Vermögensfaktors vernachlässigt zum Beispiel, dass gerade die ärmeren Menschen eher einen Anreiz haben in Bitcoin zu investieren und damit ihre Wahrscheinlichkeit höher ist, als der Großteil der jetzigen Finanzelite in Amerika und Europa. 1 Million Adressen hält mindestens einen Bitcoin, dennoch ist die Verteilung aktuell wohl um ein vielfaches zentrierter und der realistische Wert an Einwohnern wohl noch um einiges begrenzter. Auch ist eine Vermögenszahl pro Land eine massive Vereinfachung, gerade die Verteilung innerhalb von Österreich ist ja sehr unausgeglichen. Aber naja, abschließend lösen solche Kalkulationen wohl bei jedem überzeugten Bitcoiner FOMO aus und können zu unkontrollierten Bitcoin-Käufen führen. 😉
Mein Ziel bleibt es, sich dem Club der 21 Millionen Wholecoinern irgendwann anzuschließen, realistisch bei den aktuellen Preisen von mehr als 26.000 € ist es aber wohl dennoch nicht, zumindest nicht ohne andere strategische Ziele aufzugeben. Wie ich mit dem ganzen Thema weiterhin umgehe, sehen wir wohl in der nächsten FinanzBilanz.