Bereits am Beginn meiner Investment-Karriere bin ich über das Thema nachhaltiges Investieren gestoßen und seither hat sich das Thema auch in der Öffentlichkeit und bei Institutionellen Anlegern (Pensionskassen, Versicherungen etc.) immer mehr in den Mittelpunkt gespielt. An zwei Abkürzungen kommt man dabei gar nicht vorbei: ESG & SRI.
Grundsätzlich war es meine Freundin, welche beim ersten Austausch über ETFs sofort eingeworfen hat, sie wolle gewisse Unternehmen wie Nestle nicht unterstützen. Letztendlich ist das Thema recht einfach, aber dennoch sehr komplex. Man möchte durch gezielten Ausschluss von Branchen oder gewissen Unternehmen zu einer nachhaltigeren Entwicklung der Welt beitragen. Jedoch ist neben dem möglichen Diversifikationsverlust auch stets die Frage, nach welchen „Regeln“, die beim passiven Investieren ja letztlich das Erfolgsmodell sind, die nachhaltigen Indizes zusammengestellt werden.

Während im klassischen MSCI World wie wir wissen knapp 1.600 Titel aus weltweit 23 Industrieländern vorhanden sind, soll bei dem nachhaltigen Ansatz also nun abgespeckt werden. ESG steht für die englische Abkürzung Environmental, Social & Governance, was übersetzt so viel heißt wie Umwelt, Soziales bzw. Gesellschaftliches und gute Unternehmensführung. Das heißt, diese drei Aspekte werden beim nachhaltigen Investieren im Portfolioaufbau berücksichtigt. Der ESG Ansatz kann lediglich heißen, dass gewisse Branchen wie Tabak, Glückspiel, Rüstung entfernt werden, dabei spricht man von ESG Screened.
Noch strenger ist der ESG Leaders Ansatz, denn neben dem entfernen gewisser Branchen wird noch ein Best-in-Class Ansatz ergänzt, also in gewissen Branchen finden nur die nachhaltigsten Player im Index Platz. Es kann z.B. eine Microsoft dabei sein, eine Apple und Alphabet hingegen rausfallen.
SRI steht für die englische Abkürzung Socially Responsible Investing, was übersetzt so viel bedeutet wie sozial verantwortliches Investieren. Andere Übersetzungen können auch werteorientiertes Investment oder ethisches Investment sein. Hier wird meist der strengste Filter angesetzt und es kann schon dazu führen, dass nur mehr sehr wenige Titel eines weltweit gestreuten Index Platz finden.
Ich habe mich zu Beginn sehr intensiv in das Thema eingelesen und war praktisch hin und hergerissen. Auf der einen Seite widersprach es dem Diversifikationsgedanken, auf der anderen Seite wollte ich mein Geld jetzt auch nicht auf jedes Unternehmen schmeißen. Auch als Konsument will man nicht jedes Produkt kaufen und damit jedes Unternehmen unterstützen, dennoch muss man auch hier Kompromisse eingehen und verhält sich nicht immer Perfekt bei Kaufentscheidungen. Letztendlich war es dann auch hier ein Kompromiss mit meiner Partnerin, welche einen nachhaltigen Ansatz wollte und meinem Ansatz, für uns beide die selben ETFs nutzen zu können. Außerdem waren mir die Xtrackers ETFs sympathisch und die ESG Variante war im Gegensatz zu der herkömmlichen Variante bei Flatex kostenlos sparplanfähig. 😁
Eines kann ich jedenfalls im Bezug auf nachhaltiges Investieren nur empfehlen: Genau in die Dokumente des ETFs schauen und sich am Ende des Tages auch die Indizes und deren Zusammensetzung genauer ansehen. In meinem Fall deutet ESG nämlich auf einen „nicht so strengen“ Ansatz hin, wenn man jedoch genauer in die Indexzusammenstellung sieht merkt man, dass hier nach einigen Eigenschaften gefiltert wird.

Der Low Carbon SRI Leaders Index setzt sich neben ESG Ratings, ESG Controversy Scores und Business Exclusions und einem entsprechenden Best in Class Ansatz dann auch noch nach Carbon Emissions zusammen, sprich der CO2-Ausstoß fließt auch noch in die Bewertung mit ein.
Dennoch bleiben im MSCI World mehr als 650 Positionen über, Amazon & Apple beispielsweise fallen aber aus dem Index raus und damit zwei Unternehmen, die im MSCI World schon gewichtig sind.
| Xtrackers MSCI World ESG | Xtrackers MSCI World | Fidelity MSCI World | |
| ISIN | IE00BZ02LR44 | IE00BJ0KDQ92 | IE00BYX5NX33 |
| Positionen | 666 | 1.583 | 1.464 |
| Fondsvolumen | 5,85 Mrd. € | 12,93 Mrd. € | 866,74 Mio. € |
| TER | 0,20 % | 0,19 % | 0,12 % |
In der obigen Tabelle habe ich mal den MSCI World von Xtrackers mit der nachhaltigen Variante sowie dem Fidelity ETF verglichen. Man sieht schon, dass die nachhaltige Variante deutlich weniger Positionen beinhaltet, jedoch auch zu einem ETF mit einem beträchtlichen Fondsvolumen gehört. Der Ansatz wird gerade auch in Mischfonds immer stärker nachgefragt, womit mir dieser ETF schon in einigen Dachfonds begegnet ist. Hinsichtlich der Kosten ist es praktisch vernachlässigbar, die TER unterscheidet sich nur marginal.

Spannender ist schon der Blick auf die Performance. Dazu habe ich Anfangs viel gelesen, manche meinen nachhaltig wird besser performen, andere behaupten das Gegenteil. Ich habe letztlich für mich beschlossen, dass ich langfristig gesehen keine großartigen Abweichungen, sprich weder Vorteile noch Nachteile bei der Wahl eines ESG Index sehe. Nach knapp 6 Jahren ist im obigen Chart zu erkennen, dass nach der COVID-19 Pandemie der nachhaltige MSCI World etwas besser rausgekommen ist und letztlich um einige Prozent besser war in seiner Performance. Die beiden anderen ETFs sind praktisch Deckungsgleich.
| Xtrackers MSCI EM ESG | Xtrackers MSCI EM | Fidelity MSCI EM | |
| ISIN | IE00BG370F43 | IE00BTJRMP35 | IE00BYX5M476 |
| Positionen | 398 | 1.417 | 1.383 |
| Fondsvolumen | 1,48 Mrd. € | 4,74 Mrd. € | 29,32 Mio. € |
| TER | 0,25 % | 0,18 % | 0,20 % |
Da ich neben dem World ETF ja mit den Schwellenländern eine 2-ETF Strategie fahre, müssen wir uns nun noch die Situation hier ansehen. Und bei den EM sieht die Sache schon etwas anders aus. Bei den Positionen ist mit 398 Werten im vergleich zu knapp 1.500 in der klassischen Variante schon ein massiv geringerer Diversifikationsgrad gegeben. Auch wenn das Fondsvolumen auch hier nicht schlecht ist, sieht man allgemein, dass die Schwellenländer deutlich weniger Volumen einsammeln können als klassische Welt-ETFs. Bei der TER ist bei Xtrackers der Unterschied schon deutlicher, aber 0,25 % sind immer noch ein günstiger Kostenfaktor für den ETF.

Schaut man sich hier die Performance an, leider ist der Betrachtungszeitraum hier nur 4 Jahre lang, sieht man jedoch, dass gerade bei den Schwellenländern der nachhaltige Ansatz zu einer deutlichen Underperformance geführt hat. Die klassischen EM-ETFs haben seit 2021 doch um fast 20% besser abgeschnitten. Offensichtlich ist in den Entwicklungsländern der Ansatz weniger auf die Umwelt zu achten, lukrativer. 😅
Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Performance der Fonds ja langfristig nicht unbedingt etwas mit der Performance des Anlegers zu tun haben muss, vor allem, wenn dieser mit Sparplänen arbeitet. Wenngleich also die Schwellenländer allgemein schlecht performt haben in den letzten Jahren, könnte es ja sein, dass der schlechtere Kursverlauf der ESG Variante irgendwann zu stärkeren Anstiegen in meiner Position führt. 💁🏻♂️
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mit meiner Entscheidung für die nachhaltigen Varianten meiner 70/30 Strategie immer noch sehr gut und ruhig schlafen kann. Auch nach 3 Jahren Sparplan glaube ich nicht, dass es zu wesentlichen Unterschieden zwischen ESG und Non-ESG geführt hat oder ich mit den normalen ETFs viel besser gefahren wäre aber dennoch war es einmal spannend, die Unterschiede in der Performance zu betrachten. Letztlich war es ein Kompromiss, so wie jede Investment-Entscheidung ein solcher ist und viel wichtiger war es meiner Ansicht nach, sich mit dieser Frage nicht allzu lange zu verzetteln sondern schnell mit dem Sparplan und Investieren zu beginnen. 💪🏻
Am Ende ist die strategische Allokation, also dem risikobehafteten Anteil am Gesamtportfolio zum einen, und dem Aktienanteil an diesem risikobehafteten Anteil zum anderen sicher langfristig wesentlich kriegsentscheidender als die Entscheidung für oder gegen die nachhaltigen Filter. Schwieriger wäre es natürlich nur spezielle Branchen-ETFs ins Depot zu legen (Clean Energy etc.), aber der Best-in-Class Ansatz in den weltweit gestreuten ETFs gefällt mir persönlich ganz gut. 🤗
Dennoch sollte man sich der Entscheidung und Auswirkung bewusst sein, die man mit der Wahl zum nachhaltigen Investieren trifft und am Ende dieser FinanzBilanz kann ich nur noch anmerken, dass ich schon gespannt bin wie die Situation in 5-10 Jahren aussehen wird. Ich werde weiterhin solche Vergleiche anstellen und meine Entscheidung reflektieren, spätestens in einer weiteren FinanzBilanz in den nächsten Jahren.
